Das Zisterzienserkloster Mariabrunn
Suche nach einem geeigneten Standort
Im Jahr 1120 machte sich eine Gruppe von Mönchen aus Frankreich auf den weiten Weg in unsere Region. Sie hatten den Auftrag und den Willen, hier den geeigneten Platz für ein neu zu gründendes Kloster zu finden. Es sollte eine möglichst unberührte Stelle sein, da die Mönche vom Zisterzienserorden -nach den Vorstellungen ihres Gründers Bernhard von Clairvaux -genau dies suchten: Die völlige Abgeschiedenheit in der Natur, welche es ermöglichte, ein Leben möglichst ohne Ablenkung von aussen in Versenkung, Gebet und Demut gegenüber Gott zu leben.
Bau des Klosters
Nach längerem Suchen fanden sie den dafür geeigneten Ort: An einem wasserreichen Bach trafen sie auf eine ebene, weite Waldlichtung und beschlossen, hier das neue Kloster zu bauen. Zu Ehren der Muttergottes und wegen der guten Quelle, die fortan die Brunnen des Klosters speisen würde, tauften sie dieses „Mariabrunn“. Jetzt wurden rund 80 Männer – sowohl spezialisierte Handwerker wie auch viele Handlanger -unter der Leitung eines kundigen Baumeisters herbestellt. Damit eine genügend grosse Freifläche entstehen konnte, holzten sie zuerst den Wald weitgehend ab, lagerten aber das viele, zum Bauen nützliche Holz, vor allem die wertvollen Eichen. Für die grosse Menge guter Bausteine wurde am Abhang zum nahen Fluss der Sandsteinbruch, welcher man bereits für die Burg der Ritter von Weidenfels verwendet hatte, weiter ausgebeutet. Unzählige
Ladungen voller Steine, Kies und Sand wurden mit Ochsenkarren auf den Bauplatz
geführt und hier von den Maurern und Steinmetzen verarbeitet.
Gebäude des Klosters
Und so entstand in einer knapp zehnjährigen Bauzeit die ganze Klosteranlage! Grundlage dafür lieferte ein klar durchdachter, vorgegebener Musterplan des Mönchs-Ordens der Zisterzienser: Eine nach Osten ausgerichtete Kirche, das gegen Süden hin anschliessende Kloster und die notwendigen, landwirtschaftlichen Begleitbauten. Alle Gebäude des Klosters – insbesondere die dreischiffige Klosterkirche – sind klar gestaltete und exakt bearbeitete Steinbauten im romanischen Baustil. Sie besitzen auch Ziegeldächer, was zwar ein Luxus darstellt, aber auch garantiert, dass die Gebäude wesentlich brandsicherer und über eine lange Zeit auch besser vor Regenwasser geschützt sind.
Das Kloster liegt – von den Zisterziensern ebenfalls bewusst ausgesucht – an einem Bach, welcher immer Wasser führt, damit eine klostereigene Mühle betrieben werden kann. Dafür haben ihn die Brüder noch zusätzlich künstlich gestaut. Weiter wird das Bachwasser zur Spülung der Klosterlatrinen verwendet.
Von Mauer umgeben
Die ganze Klosteranlage wird von einer hohen Mauer umgeben und so von der Aussenwelt gut abgeschirmt. Deshalb kann man nur aus der Vogelperspektive einen solchen Einblick ins Kloster nehmen. Stell dir also vor: Du bist eine der Haustauben des Klosters, fliegst in etwa 100 Metern Höhe darüber und kannst alles bestens überblicken!
Schweigeverbot
Am Verlauf der grossen Mauern kannst du erkennen, dass das Kloster nicht nur gegen aussen hin, sondern auch noch innerhalb abgegrenzt ist: Hinter der Kirche führt sie im Uhrzeigersinn um die Choranlage der Kirche – da wo gerade eine Baustelle eingerichtet ist – dann weiter um den Gemüsegarten und stösst an diejenige Mauer, welche zur Mühle führt. Hier endet die so genannte Klausur. Das ist derjenige Klosterbereich, wo nur die Mönche leben. Sie dürfen ihn nur ausnahmsweise verlassen. In diesem Klosterbereich vernimmt man praktisch keine Stimmen, kein Lachen und sowieso kein Fluchen, denn die Mönche befolgen das absolute Schweigegebot: Sie verständigen sich untereinander höchstens mit einer Art Zeichensprache.
Lobsingen der Mönche
Nur in wenigen Momenten ist es ihnen erlaubt, miteinander zu sprechen, und dies einzig in dafür bestimmten Räumen. Aus der Kirche hingegen vernimmt man das Lobsingen der Mönche, tagsüber wie auch mitten in der Nacht. Im halböffentlichen Bereich, in welchem sich die Mühle, die Schmitte, das Pförtnerhaus und die Scheune mit dem Klosterweiher so wie das Gästehaus befinden, leben und arbeiten die Laienbrüder, die so genannten Konversen. Auch sie arbeiten eher still, sind aber nicht an das Schweigegebot gebunden. Deshalb wirkt dieser Klosterteil auch wesentlich lebhafter.
Glockengeläut
Den Takt zum Klosterleben gibt die hellklingende Glocke der Kirche an: Sie wird tagsüber wie auch nachts vom Bruder Glöckner zu den Gebetsstunden geläutet – ihr Klang trägt sich weit in die Landschaft hinaus.
Bewohner des Klosters
Die ganze Klostergemeinschaft umfasst im Moment 22 Mönche und 35 Konversen unter der strengen, aber gerechten Führung des Abtes Kuno, dem Vorsteher des Klosters. Du wirst nun einiges aus dem sonst recht verborgenen Leben der Mönche und
Konversen, aber auch von den besonderen Aufgaben dieses Klosters erfahren!